Für junge Erwachsene
Regelmäßige körperliche Aktivität hat viele positive Auswirkungen auf den Körper, die Psyche und das soziale Wohlbefinden. [1]
Bei einer Krebsdiagnose verbessern Sport, Bewegung sowie die individuelle Bewegungstherapie die Heilungs- und Überlebensraten von jungen Krebspatient*innen. Zwei Drittel der an Krebs erkrankten Heranwachsenden und jungen Erwachsenen (18 bis 39 Jahre) leiden unter therapiebedingten Spätfolgen wie Polyneuropathie, chronischen Schmerzen, Erschöpfung (Fatigue) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Regelmäßige körperliche Aktivität kann diese krankheits- und therapiebedingten Nebenwirkungen lindern. Es gibt auch Hinweise auf ein geringeres Rezidivrisiko. [2]
Die medizinischen und psychosozialen Bedürfnisse von an Krebs erkrankten Heranwachsenden und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 39 Jahren unterscheiden sich maßgeblich von Kindern und älteren Erwachsenen.
Die Art, Dauer und Intensität sollte mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt besprochen werden.
Zusätzlich zur Bewegung spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Weitere Informationen zum Thema Ernährung bei Krebs finden Sie unter:
Bewegung und Krebs bei jungen Erwachsenen
Jede Krebserkrankung ist einzigartig – genauso wie die Krebstherapie.
Für alle gilt: Jeder Schritt, jede Art von Sport und Bewegung zählt und ist besser als keine Bewegung.
Bewegung und gezieltes Training spielen eine große Rolle bei der Bewältigung der Krebstherapie. Durch regelmäßige Bewegung können Sie Ihre Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination erhalten oder sogar verbessern, was Ihre Lebensqualität steigert und den Alltag erleichtert.
Bewegung hilft, krankheits- und therapiebedingte Nebenwirkungen zu lindern, und unterstützt Sie dabei, die Krebstherapie besser zu vertragen und schneller wieder in den gewohnten Alltag zurückzufinden. Wissenschaftler*innen haben herausgefunden, dass diejenigen, die während der Krebstherapie aktiv bleiben, fitter sind und weniger unter Nebenwirkungen wie Erschöpfung und Müdigkeit leiden.
Sport stärkt nicht nur den Körper und das Immunsystem, sondern hebt auch die Stimmung. Ein gutes Gleichgewicht zwischen Ausruhen und Aktivsein ist dabei entscheidend.
Weitere Informationen:
Hier finden Sie mehr über Sport und Bewegung während Ihrer Krebstherapie, sei es während der medikamentösen Behandlung, Strahlentherapie oder nach Operationen, sowohl bei ambulanter Therapie als auch bei Vor- oder Begleiterkrankungen, sowie bei Kathetern, Stomata oder Sonden:
Achten Sie darauf, dass Sie Ihr Training nicht überfordert oder Schmerzen verursacht. Bewegungsfachkräfte können Sie dabei unterstützen. Im Vordergrund steht Ihr persönliches Wohlbefinden - überfordern Sie sich nicht und orientieren Sie sich nicht an Sportprogrammen für Gesunde.
Die Intensität Ihres Trainings sollte von „sehr leicht“ bis „etwas anstrengend“ reichen, und Sie sollten auf ausreichende Erholungszeiten achten.
Informationen zur Einschätzung der Intensität finden Sie hier.
Tägliches Ausdauertraining wie Spaziergänge, Fahrradfahren oder leichtes Joggen für mindestens 10 Minuten am Stück sind empfehlenswert, wobei das Ziel bis zu 60 Minuten oder mehr pro Tag sein kann. Ergänzen Sie Ihr Training circa 2-3x pro Woche mit Krafttraining bei niedriger Intensität und hoher Wiederholungszahl (15-20) sowie mit Koordinations- und Beweglichkeitsübungen.
Besprechen Sie Art und Umfang Ihrer körperlichen Aktivität mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, um sicherzustellen, dass Sie sicher und effektiv trainieren können.
Nach Abschluss der Krebstherapie wird neben einem aktiven Alltag, die Durchführung einer Sport- und Bewegungstherapie empfohlen, die gemeinsam mit qualifizierten Bewegungsfachkräften an Ihre individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst wird. Die Inhalte und Übungen des Trainings berücksichtigen auch die Nebenwirkungen der Krebstherapie.
Weitere Informationen:
Hier finden Sie genauere Informationen über Sport und Bewegung bei Krebs bei häufigen Nebenwirkungen, wie zum Beispiel anhaltende Müdigkeit, Empfindungsstörungen oder starker Gewichtsverlust.
Sie wünschen sich nach Abschluss Ihrer Krebstherapie Unterstützung, um zum Beispiel wieder körperlich fit für Ihren Beruf oder Vereinssport zu werden?
Unsere Sportberatung unterstützt Sie gerne bei der Suche nach einer qualitätsgesicherten Sport- und Bewegungstherapie, erstellt Ihnen individuelle Trainingspläne, hilft Ihnen bei der Suche nach einem Verein, und vieles mehr:
Jeder Schritt zählt
Sport und Bewegung wirken auf verschiedenen Ebenen
Positive Effekte und Vorteile von Sport während der Krebsbehandlung für jungen Erwachsene:
Erhalt und Verbesserung der körperlichen Fitness und Muskelkraft
Kann zur besseren Verträglichkeit der Krebstherapie führen
Verringerung von Nebenwirkungen (z.B. Fatigue, Ängstlichkeit, Depressivität, psychosoziale Beschwerden) der Krebstherapie
Senkung des Risikos für andere Krankheiten wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Unterstützung bei der Anpassung des Körpergewichts
Positive Effekte auf psychischer Ebene:
Förderung einer positiven Stimmung
Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung
Erlangung eines Gefühls der Kontrolle über die eigene Situation
Gewinnen von neuem Selbstvertrauen
Reduzierung von anhaltender Erschöpfung (Fatigue), Depressivität, Schlafstörungen
Positive Effekte auf sozialer Ebene:
- Spaß und Freude an der Bewegung
- Förderung der Kommunikation und des Kontakts zu anderen
- Steigerung der Motivation, aktiv zu sein und etwas zu unternehmen
- Austausch von Erfahrungen und Informationen mit anderen Betroffenen
Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass sich das Risiko für das Wiederauftreten der Krebserkrankung verringert.
Was motiviert Sie?
Welches Ziel setzen Sie sich selbst?
Wie können Sie Bewegung und Sport in Ihren Alltag integrieren?
Überlegen Sie sich zu Beginn, was Sie motiviert. Warum entscheiden Sie sich gerade jetzt dazu, aktiv zu werden?
- Setzen Sie sich Ihre eigenen Ziele, die für Sie erreichbar erscheinen. Sollte das Motivationstief kommen, erinnern Sie sich daran.
- Jede*r ist individuell und nicht jede Art von körperlicher Aktivität passt für jede*n gleich. Überlegen Sie sich, welche Art der Bewegung Ihnen Spaß macht. Die richtige Bewegungsform zu finden kann dauern – lassen Sie sich Zeit!
- Starten Sie mit kleinen Schritten: Beginnen Sie mit kurzen 20-minütigen Spaziergängen in zügigem Tempo. Bereits kurze Strecken helfen und summieren sich zu einer körperlichen Aktivität, die nachweislich die Prognose und Lebensqualität verbessern kann.
- Integrieren Sie die Bewegungseinheiten in Ihren Alltag: Gehen Sie zu Fuß oder nehmen Sie das Fahrrad bei kurzen Strecken, nutzen Sie Treppen, planen Sie die Sporttermine im Anschluss an andere Pflichtterminen.
- Sie tun sich schwer, sich alleine zum Sport zu motivieren? Finden Sie eine*n Trainingspartner*in, um gemeinsam dranzubleiben und sich gegenseitig anzuspornen. Es gibt auch onkologische Sportgruppen, die Ihnen eine sichere Umgebung bieten und zusätzlich einen Motivationsschub verpassen können.
Keine Zeit? Keine Ausrede! Geben Sie Ihrer täglichen Bewegungseinheit einen Platz in Ihrem Kalender. So wird diese zu einem Termin wie jeder andere.
Halten Sie Ihre Bewegungs- und Sporteinheiten in einem Tagebuch fest. Auf diese Weise können Sie Ihre Fortschritte verfolgen und Motivationstiefs erfolgreich überwinden.
Kein Tag gleicht dem anderen – bei einer Krebserkrankung reagiert Ihr Körper täglich anders. Was heute problemlos erscheint, könnte morgen zu einer echten Herausforderung werden.
Nur Sie können bestimmen, welche Belastung für Sie angemessen ist.
Ihr Körper, Ihr individueller Rhythmus. Achten Sie dabei gut auf sich!
- Überfordern Sie sich nicht. Ihr Training sollte herausfordernd, aber nicht übermäßig anstrengend sein.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Training keine Schmerzen verursacht.
- Nutzen Sie jede Gelegenheit, im Krankenhaus so viel wie möglich zu gehen und so wenig wie nötig zu liegen (Inaktivität vermeiden). Nutzen Sie die Treppen statt des Fahrstuhls.
- Bleiben Sie Zuhause täglich in Bewegung.
Expertinnen/Experten empfehlen
Eine qualitätsgesicherte Sport- und Bewegungstherapie ist eine besondere Form der onkologischen Bewegungstherapie. Nicht jede Einrichtung und nicht jede Therapeutin/jeder Therapeut kann diese Form der Bewegungstherapie anbieten.
Durch qualifizierte Bewegungsfachkräfte, die für die Onkologie weitergebildet sind, kann das Training individuell an den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten angepasst werden.
Einrichtungen erfüllen spezielle Voraussetzungen, um die individuelle Anpassung zu ermöglichen (Groß- und Kleingeräte für Kraft-, Ausdauer-, Koordinations-, Beweglichkeitstraining).
Aufgrund der individuellen Anpassung können eine ganze Reihe positiver Effekte erzielt werden, beispielsweise die Verbesserung der Leistungsfähigkeit, Muskelkraft und der Lebensqualität sind wissenschaftlich nachgewiesen. Auch Nebenwirkungen wie Fatigue können gelindert werden.
Unsere Sportberatung für junge Erwachsene kann Ihnen helfen, ein passendes Angebot in Ihrer Nähe zu finden.
Weitere Informationen finden Sie hier: Qualitätsgesicherte Sport- und Bewegungstherapie
Wir erklären Ihnen, warum Bewegungstherapie wichtig ist, was eine qualitätsgesicherte Sport- und Bewegungstherapie ist und wie Sie ein passendes Angebot finden können:
Über unsere Bewegungstherapiesuche können Sie ein passendes wohnortnahes Angebot von qualifizierten Bewegungsfachkräften finden:
Falls das Thema von Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt bisher nicht angesprochen wurde - sprechen Sie es an:
- Ihre Ärztin/Ihr Arzt kann Ihnen eine qualitätsgesicherte Sport- und Bewegungstherapie verordnen.
- Mit einer passenden Verordnung Ihrer Ärztin/Ihres Arztes können Sie unsere Bewegungstherapiesuche nutzen und ein passendes Angebot in Ihrer Nähe suchen.
Besprechen Sie außerdem mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, ab wann Sie wieder anfangen können, Sport zu machen. Reden Sie auch über die Häufigkeit und Sportart, die für Sie passend ist.
Weitere Angebote
Weitere Beratungsangebote
zu Themen wie Studieren und Krebs, Familie und Krebs, sozialrechtliche Fragestellungen und viele mehr.
Treffpunkte für junge Erwachsene mit Krebs
Die regionalen TREFFPUNKTE vereinen den gegenseitigen und persönlichen Austausch von jungen Betroffenen und die Möglichkeit zum Engagement für das Thema „Junge Erwachsene mit Krebs“.
Podcast: Jung&Krebs
In diesem Podcast erhalten junge Betroffene, Angehörige, Ärztinnen/Ärzte und Partner*innen wertvolle Informationen zum Umgang mit Krebs und dem Leben danach. Wichtige Fragen werden mit jungen Betroffenen und Expert*innen besprochen: Wie lebt man als junger Erwachsener mit Krebs? Wie erfolgt die Kommunikation mit Ärztinnen/Ärzten auf Augenhöhe? Wie führt man trotz Diagnose eine gesunde Beziehung? Themen sind beispielsweise Kinderwunsch, Studium, Nachsorge, Zukunft, Partnerschaft und Patient*in sein im Zusammenhang mit Krebs.
Tipps von Betroffenen
Praktische Tipps von Betroffenen, die Ihnen die erste Zeit nach der Diagnose erleichtern sollen.
Angebote am LMU Klinikum München
Erstellt am: 06.06.2024
Nächste geplante Aktualisierung: fortlaufend
Bearbeitung Content: Annalena Wehner (M.Sc. Angewandte Gesundheitswissenschaften)
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe, Autor*in: Rebecca Zimmer (M.Sc. Sportwissenschaften)
An der Evaluation der Website beteiligt: IMPLEMENT-Konsortium
Leitlinie: https://www.onkopedia.com/de/ayapedia/guidelines/bewegung-und-sport/@@guideline/html/index.html, September 2018, Wiebke Jensen, Simon Elmers, Sabine Kesting, Vanessa Oschwald, Jannike Salchowfür die Nationale Expertengruppe Bewegungstherapie und körperliche Aktivität in der Onkologie (NEBKO) – Leitung Freerk Baumann und Joachim Wiskemann
Hinweis zur Gender-Schreibweise
In diesem Text verwenden wir zur Vereinfachung die Schreibweise mit Schrägstrich (/) (z.B. Wissenschaftler/innen, Ärztinnen/Ärzte). Diese Schreibweise soll alle Geschlechter gleichermaßen ansprechen, einschließlich nicht-binärer und anderer geschlechtlicher Identitäten. Wir möchten betonen, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht respektiert und einbezogen werden.