Sicherheit und Kontraindikationen
Die Bewegungstherapie während und nach einer Krebstherapie wird als eine sichere und wirksame unterstützende Maßnahme anerkannt. Insbesondere für Patientinnen und Patienten mit Brust-, Darm-, Lungen- und Prostatakrebs, die sich einer Chemo-, Strahlen- oder Hormontherapie unterziehen, ist die Sicherheit durch zahlreiche Studien belegt.
Auch für Patient*innen mit Pankreaskarzinom konnte die Durchführbarkeit einer angeleiteten Bewegungstherapie in einer randomisierten kontrollierten Studie (43 Teilnehmende) bestätigt werden.
Bei hämato-onkologischen Patient*innen, die eine Hochdosischemotherapie mit autologem Stammzellsupport oder eine allogene Blutstammzelltransplantation erhalten, ist die Sicherheit wissenschaftlich ebenfalls nachgewiesen. Dabei sind jedoch bestimmte klinische Faktoren und Laborwerte zu berücksichtigen.
In der Kinderonkologie bestätigen Studien ebenfalls die Sicherheit von Sport- und Bewegungstherapie. Durch individuell abgestimmtes Training im Rahmen einer qualitätsgesicherten Sport- und Bewegungstherapie treten seltener unerwünschte Ereignisse, wie Nebenwirkungen, auf. Gleichzeitig wird die Ausdauer, Beweglichkeit und Muskelkraft erhalten oder gesteigert. Betroffene Kinder und Jugendliche berichten zudem von weniger Erschöpfung und einer verbesserten Lebensqualität.

Zur sicheren Durchführung einer Bewegungstherapie sollten vor Beginn des Trainings folgende Faktoren beachtet werden und das Training entsprechend angepasst oder pausiert werden:
- Kein intensives Training sollte erfolgen bei:
- erhöhtem Blutungsrisiko: Stark erniedrigte Thrombozytenzahlen <10.000/µl oder 10.000-20.000/µl mit Blutungszeichen (Hinweis: Bei langfristig erniedrigten Thrombozytenzahlen sollte eine ärztliche Rücksprache erfolgen, um das Risiko individuell einzuschätzen)
- akuten Infekten, Fieber (>38,5°C)
- Belastungsdyspnoe NYHA >3 oder respiratorische Insuffizienz COPD >III°
- symptomatischer, nicht kompensierter Anämie (das heißt, bei Hämoglobinwerte <8g/dl in Kombination mit Ruhedyspnoe Luftnot, Schwindel oder Angina pectoris)
- Am Tag der kardiotoxischen Therapie, zum Beispiel Chemotherapie (Anthrazykline), bestimmte Antikörpertherapie (Trastuzumab), bestimmte Proteasominhibitoren (Carfilzomib), sollte kein intensives Training erfolgen. Das Training kann ab 24 Stunden nach der letzten kardiotoxischen Therapie und Beschwerdefreiheit wieder aufgenommen werden.
- Nach Operationen (insbesondere nach offenen Bauch-Operationen) trägt eine an die Situation angepasste Bewegungstherapie zur schnelleren Genesung bei. Ein intensiveres Training sollte jedoch frühestens nach abgeschlossener Haut-Wundheilung (in der Regel >14 Tage post-Operation) begonnen werden. Da die Art des chirurgischen Eingriffes stark über mögliche Trainings-induzierte Risiken entscheidet, sollte das Training in Rücksprache mit der Operateurin oder dem Operateur erfolgen
- Bei Knochenmetastasen besteht besondere Frakturgefährdung, daher wird die Konsultation des orthopädische Teams empfohlen. Eine Risikobewertung für skelettbezogene Komplikationen durch körperliche Aktivität ist ratsam. Ärztlich indizierte Tests zur Trainingstauglichkeit sollten durchgeführt werden. Das Training sollte von Bewegungsfachkräften1 mit onkologischer Zusatzqualifikation und Erfahrung durchgeführt werden, individuell angepasst an die Situation der Patient*innen. Da Bewegung die körperliche Funktion und die Lebensqualität erhalten und verbessern kann, sollte die Gefahr von Komplikationen gegen die potenziellen gesundheitlichen Vorteile der regelmäßigen Bewegung abgewogen werden. [2,23]
Literaturangaben
Zuletzt aktualisiert: 12.06.2025
Nächste geplante Aktualisierung: fortlaufend
Bearbeitung Content: Annalena Wehner, M.Sc. Angewandte Gesundheitswissenschaften
Autor*in:
- Dr. Anika Berling-Ernst (Sportwissenschaftlerin)
- Melanie Reitz (M.Sc. Sportwissenschaften)
- André Golla (M.A. Sport und Ernährung)
- Rebecca Zimmer (M.Sc. Sportökonomie)
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe:
- Prof. Dr. med. Sebastian Theurich (Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie)
- PD Dr. phil. Thorsten Schmidt (Leiter Supportivangebote Sport- und Bewegungstherapie)
- Maria Theresia Schminke (M.Sc. Ernährungswissenschaften)
An der Evaluation der Website beteiligt: Patientenvertretende, IMPLEMENT-Konsortium
Hart, N.H., Poprawski, D.M., Ashbury, F. et al. Exercise for people with bone metastases: MASCC endorsed clinical recommendations developed by the International Bone Metastases Exercise Working Group. Support Care Cancer 30, 7061–7065 (2022).
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Wiskemann J, Dreger P, Schwerdtfeger R, Bondong A, Huber G, Kleindienst N, Ulrich CM, Bohus M (2011). Effects of a partly self-administered exercise program before, during, and after allogeneic stem cell transplantation. Blood, 117(9):2604-2613.
Patel, A. V., Friedenreich, C. M., Moore, S. C., Hayes, S. C., Silver, J. K., Campbell, K. L., Winters-Stone, K., Gerber, L. H., George, S. M., Fulton, J. E., Denlinger, C., Morris, G. S., Hue, T., Schmitz, K. H., & Matthews, C. E. (2019). American College of Sports Medicine Roundtable Report on Physical Activity, Sedentary Behavior, and Cancer Prevention and Control. Medicine and science in sports and exercise, 51(11), 2391–2402.
American College of Sports Medicine (online). https://www.acsm.org/education-resources/trending-topics-resources/physical-activity-guidelines. (Zuletzt abgerufen am: 14.02.2024).